Einzugstage
Wer uns ein bisschen länger kennt, weiß, dass wir die Einzugstage unserer Ochsen bisweilen mehr feiern als ihre Geburtstage.
Es sind die Tage, an denen ich ganz besonders nostalgisch über ihre Zeit hier bei uns nachdenke. Darüber, wie sie bei uns gelandet sind. Über ihr Leben „vor uns“, soweit es uns bekannt ist.
Vor allem aber, ob sie jetzt glücklich sind. Jetzt, hier bei uns, in dieser etwas besonderen Konstellation.
Dieser Tag steht hier bald wieder an. Vor drei Jahren ist Neele, mein Mädchen mit dem Herzen aus Gold, zu uns gekommen. Eine Zeit, die wir nie vergessen werden.
Es war grundsätzlich nicht so, dass wir nach Bruno noch besonders scharf darauf waren, einen zweiten second hand Hund ins Haus zu holen. Aber, und das kennt ihr alle, es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die nicht mit Vernunft zu erklären sind. Dazu gehören definitiv die Augen dieser sanften Seele. Dieser Blick bei unserem ersten Treffen, der mir von der ersten Sekunde an sagte „auf dich habe ich gewartet“.
Ich konnte nicht anders. Sie war sofort mein Hund. Und ich war so glücklich, dass Bruno es auch „gestattete“. Auch das kannten wir ja entsetzlicherweise anders.
Mir war klar, dass der kleine Satan ihr an ihrem Einzugstag irgendwie klargemacht hat „läuft es hier nach meinen Regeln, dann werden wir klarkommen“. Aber es schien für sie okay zu sein. Mehr als das. Sie hatte es sich von Tag eins an zur Aufgabe gemacht, sein Beschützer zu sein. Sie ist Mutter Teresa und Florence Nightingale in Personalunion. Gerade noch von ihm malträtiert, schmeißt sie sich dazwischen, wenn der Earl dafür Ärger bekommt. Droht er im Meer abzusaufen, weil er einfach nicht schnallt, dass zum Schwimmen auch die Hinterhaxen benutzt werden sollten, zieht sie den roten Badeanzug an und holt ihn raus.
Wir wissen nicht ganz so viel über ihre Vergangenheit. Aber das, was wir wissen, ist ausgesprochen unschön. Und es hat sich auch eine ganze Zeit gespiegelt in ihrem Verhalten. Sie wusste nicht, wie gemütlich Kuscheldecken sein können. Vom Platz an den Füßen ihrer Menschen auf dem Sofa wollen wir gar nicht reden. Einen Joghurtbecher auszulecken, war ihr völlig fremd und ist heute das größte Vergnügen. Spielzeuge schienen unbekannt, die Tatsache, dass Mensch und Hund sich damit gemeinsam beschäftigen können, noch viel mehr. Diese Liste könnte ich unendlich fortsetzen. Man könnte sagen, sie kannte nichts, was aus unserer Sicht ganz selbstverständlich sein sollte für einen Hund in der Familie. Das Schlimmste aber war ihre Demut. Dieses so schrecklich demütige Verhalten, das auf Angst basierte. Auf Angst, etwas falsch zu machen. Nicht zu gefallen. Bestraft zu werden. All das schien sie geprägt zu haben. Und mir erschien es, je länger sie bei uns lebte und wir dieses unglaublich liebe und sanfte Wesen kennenlernen durften, immer unfassbarer, wie man so an dem Charakter eines Hundes vorbeigucken kann. Dieses Zimtnäschen, das eigentlich nur eins will, geliebt werden, war so schrecklich unsicher. So sehr im Kriechgang unterwegs, dass es mir das Herz zerriss.
Und dann, an ihren „Happy Einzugstagen“, schaue ich sie mir an und hoffe, dass sie so glücklich ist, wie ich es ihr wünsche. Wie sie es verdient hat. Und wie ich auch meine, sie jetzt zu sehen.
Sie ist mit so kleinen Dingen zufrieden. Täglich würde ich ihr am liebsten zurufen „nimm dir mehr, nimm alles! Du darfst das. Du hast es dir verdient.“
Man kann dieses Seelchen gar nicht genug knuddeln. Fressen wäre ihr eh lieber… aber das ist wieder eine ganz andere Sache. Sie freut sich über jede Aufmerksamkeit. Sie liebt Bruno, warum auch immer, abgöttisch. Nichts ist für sie schlimmer als der Gedanke, dass es unharmonisch werden könnte.
Mein großes Mädchen, was kann ich dir an DEINEM Tag nur Gutes tun? Hackfleischtorte… ich weiß. Die kann nicht groß genug sein. Sollst du haben. Versprochen!
Viel lieber aber würde ich dir mitgeben, dass du unser aller Engel bist. Egal, was du machst. Hier gibt es genug zu fressen. Hier gibt es keine unsinnigen Bestrafungen.
Hier bist du Familie!
🧡 Happy Einzugstag, mein Neeleken! 🧡
P.S. Ich verspreche dir, in den nächsten Tagen nur darüber nachzudenken, was deine Lieblingssnacks sind!