Küchenkunst
Nun, ich erwähnte es schön häufiger, ist es ja so, dass ich mich in diversen Facebook-Hundegruppen, einschlägigen Foren und auf diversen Blogs bewege. Ihr kennt das… man will ja informiert sein ;-)
Gestern fiel mein Blick auf eine Überschrift, die mir versprach, dass meine Hunde ab sofort NOCH MEHR Spaß mit ihren Futter-Kongs haben als ohnehin schon.
Ah ja… klang vielversprechend.
Herr Terrier kloppt das Ding ja eh nur so über die Terrasse, dass es so wirkt, als trainiere er für einen Boxkampf und Fräulein Vizsla ist nur an einem interessiert: möglichst schnell an ihre trockenen Pröppkes zu kommen, die da so lustig rausfallen.
Langfristiges Vergnügen à la Brexit geht anders.
Also gut: ab sofort mehr Spaß dabei.
Mein nicht ganz unwesentlicher Anteil daran sollte Arbeit in der Küche sein.
Und genau da liegt der Hase im Pfeffer.
Bevorzuge ich schon für die Zweibeinermahlzeiten Dinge, die nur in den Backofen müssen, koche ich für die Hunde höchstens mal diese Anti-Spuck-Möhrensuppe oder Hühnchenfleisch.
In Ausnahmefällen.
Eher selten!
Egal, ich kann das. Die Einkaufsliste sagte mir Leberwurst, Frischkäse, Haferflocken, Sprotten, Löwenzahnblätter (kann ich da eigentlich dieses miese Unkraut aus dem Garten nehmen?), Melone, Hühnerleber…
Du meine Güte, hoffentlich macht sich da der beste aller Ehemänner keine falschen Hoffnungen, dass es ein opulentes Menü gibt. Bin ich ja heute für meine Kochbegeisterung so bekannt wie früher auf der Kirmes für Treffsicherheit am Schießstand.
Und ein Gang in den Supermarkt steht auf meiner persönlichen Beliebtheitsliste noch vor Helene Fischer, Seehofers Heimatministerium und einem Staubsauger zum Geburtstag!
Jetzt also „die besten Rezepte für den Kong“. Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich schon geliebt und umschwärmt von Herrn Terrier und Fräulein Vizsla. Dankbar - und deshalb brav - bis an ihr Lebensende. Ja, so wird es sein.
Ein Rezept versprach mir „Relax“… also für den Hund, nicht für die Köchin. Obwohl ich es wahrscheinlich schon beim Einkaufen dringender gebraucht hätte.
Das sollte es für den Anfang werden. Fast wäre der Plan gescheitert… wurde mir doch beim Anblick von Hühnerleber leicht übel. Aber da musste ich jetzt durch. Wie sagt eine liebe Freundin immer so schön? „Hauptsache den Hunden geht es gut!“.
Kartoffeln sollte ich jetzt „schön weich“ kochen. DAS muss mir nun wirklich niemand erklären. Geradezu „überweich“ gelingt mir immer!.
Mit ein bisschen Milch pürieren… auch kein Problem. Wenn ich doch nur diesen verdammten Pürierstab finden würde. Das lange Suchen half beim „extrem-weich-kochen“ der Kartoffeln. Das ging ja gut los. Endlich gefunden. Mit ums Kabel gewickeltem Isolierband. Mir fiel ein, dass ich vor langer Zeit mal beschlossen hatte, einen neuen anzuschaffen. Wirklich gefehlt hat er mir offensichtlich nicht.
Diese Gedanken waren müßig: wenn die Kartoffeln noch zwei Minuten länger im Pott blieben, brauchte ich keinen Pürierstab mehr! Topf vom Herd, Milch aus dem Kühlschrank geholt, Stab an die Steckdose gepackt… ZACK! einen getafelt gekriegt. Aber so richtig. Schlagartig (im wahrsten Sinne des Wortes) wusste ich wieder, WARUM ich einen neuen Pürierstab kaufen wollte.
Sch… inzwischen waren die Erdäpfel so weich, dass ich nur noch eine Gabel brauchte. Es konnte weitergehen. Leicht zittrig in der rechten Hand, aber weiter!
Eigentlich müsste ich jetzt die rohe Leber pürieren… uuuäääh… lieber ein anderes Mal. Danach war mir jetzt gar nicht. Ich war mir sicher, dass es fertige Leberwurst in meinem Püree auch tun würde. Möhren zu kochen hatte ich auch vergessen. Auf Kräuter schneiden hatte ich erst recht keine Lust mehr.
Man muss sich ja auch noch Steigerungsmöglichkeiten offenhalten.
Ein bisschen abkühlen die Pampe (bei den Temperaturen draußen kein Problem), es ging ans Befüllen der Kongs!
Die beiden Ochsen guckten schon so, als würden sie nicht mehr daran glauben, dass all das etwas für sie werden sollte. Erst als ich die roten Plastikdinger in die Küche geholt habe, wurde man wieder aufmerksamer. Der wuselige Terrier bekam schon wieder diesen Tunnelblick „SPIELZEUG!“. Für seine Geduld ist er ja so bekannt wie Palmas Schinkenstraßentätowierer für ihre Rechtschreibkünste!
Über die Fußhupe gestolpert, dem braunen Reh auf die Pfote getreten.
Es drohte, aus dem Ruder zu laufen.
Manchmal glaube ich wirklich, dämlicher als ich in der Küche stellt sich nur noch ein DFB-Präsident beim Einheimsen von Luxusuhren an.
Herrje. Nicht rumjammern Die Hunde guckten erwartungsvoll.
Die Kongs aufgeschraubt. Angefangen rumzuschmieren. Unteres Kongteil fällt runter. Waren die schon immer so schwer? Ich war barfuß. Mein Schrei schreckte zumindest das mitfühlende Zimtnäschen auf. Der Minisatan hatte Spaß hoch zehn.
Irgendwann war es vollbracht.
Auf die Terrasse mit den Dingern. Ich war gespannt.
Sah ich mich doch vor der ganzen Aktion schon von einer nicht enden wollenden Woge der Dankbarkeit meiner Hunde überwältigt, musste ich einmal mehr feststellen:
SO IST DAS NICHT!
Nicht bei uns!
Haben die ganzen Blogger, Hunde-Food-Experten und Chefbeschäftiger eigentlich ALLE andere Hunde als ich?
Ist nur mein Neelchen so ängstlich vorsichtig, dass sie sich nicht traut, das Zeug da rauszupulen?
Ist nur Brunhilde so bekloppt, die köstliche Füllung komplett zu ignorieren und auf das Ding einzuprügeln, dass genauso gut auch nichts darin sein könnte?
Nein, danke. Das mach ich so schnell nicht wieder.
Jetzt schieb ich erstmal eine Tiefkühlpizza in den Ofen.
Das muss reichen. Für den besten aller Ehemänner und mich!