Herr Terrier hat schlechte Laune

Was für ein Tag.
Habe ich mich noch gestern darüber gefreut, dass hier wieder ein bisschen Normalität einkehrt nach den liebestollen Tagen der beiden Ochsen, habe ich mir schon am frühen Morgen heute gewünscht, ich hätte diesen Gedanken nie gehabt.
Aber von vorne:
Wie eigentlich jeden Morgen war ich wach, bevor mein Handy mich mit der von mir gewählten Melodie des Monats geweckt hat. Alles war chillig. Fräulein Vizsla lag auf ihrem gemütlichen Wölkchen, Herr Terrier schlief tief und fest unter meiner Bettdecke. Ich wartete nur auf Cher, die mich seit Wochen ans Aufstehen erinnert. Und darauf, noch mindestens zweimal die Snoozetaste zu drücken. Irgendwie gehört das morgens dazu.
Und dann ertönte sie, diese unverwechselbare Stimme. Ganz leise, laute Geräusche ertrage ich um diese Uhrzeit nur schwer.
Aber ich habe noch etwas anderes gehört.
Knurren. Direkt an meiner Kniekehle. Nur durch dicke Daunen gedämpft.
Es ist ja grundsätzlich nicht so, dass ich dafür nicht Verständnis hätte. Wer würde nicht gerne morgens noch ein bisschen länger liegen bleiben. Aber das hatte eine ganz neue Qualität. Kurzer Test. Snooze gedrückt. Ruhe unter der Decke. Drei Minuten später, Cher trällert erneut, der Terriator wird ungehalten. Grrrrrr!
Jetzt wurde es spannend. Ich schäle mich aus dem Bett. Der Blick des Satans sagt eindeutig „lass mich bloß liegen“.
Nun gut. Es macht nichts, ausnahmsweise mal nur einen Hund vor der Dusche liegen zu haben.
Fertig im Bad, ab an den Kaffeeautomaten. Während mein Cappuccino durchläuft, ist es üblicherweise Zeit für Brunos erste Tablette des Tages. Der anscheinend heute etwas mürrische Hund hatte sich inzwischen in Neeles Snuggler verzogen. In die letzte Ecke, komplett zugedeckt.
Ich war noch nicht mal auf zwei Meter an die Kuschelhöhle rangekommen, knurrte der kleine Griesgram schon wieder.
Nicht mit mir, mein Freund. Ich hatte Schmierkäse samt Anti-Kotz-Tablette auf der Fingerspitze und war mehr als gewillt, das jetzt auch in den Hund reinzukriegen.
Höhlendach angehoben, der Meister fletscht. Oh ha... Sein Niedlich-Faktor ist in solchen Momenten einzuordnen irgendwo zwischen Hannibal Lecter und Annie Wilkes aus Misery. Das konnte ich nicht durchgehen lassen. Geübter Griff, die Pampe an den Gaumen gedrückt und diesen jetzt auch noch beleidigten Knasterbart links liegen gelassen.
Zeit für Kaffee und Zigarettchen. Neele inzwischen todunglücklich angesichts dieser Situation. Bei ihr paarten sich gerade Hunger mit Sorge um die disharmonische Stimmung. Man musste fiepen.
Es wurde Zeit für Futter. Und während Trinchens Stimmung sich augenblicklich aufhellte, wurde der Earl humorloser als es Alice Schwarzer bei einer Debatte zum Thema „Frauen zurück an den Herd“ nicht sein könnte. Man fraß. Anscheinend hungrig, aber mit zur Schau getragener Todesverachtung.
Er wollte offensichtlich piesepampelig sein. Mit einer Leidenschaft, die ich mir so manches mal vom Wetterfrosch der Öffentlichrechtlichen wünschen würde.
Bitte. Seine Entscheidung.
Ich gönnte mir eine zweite Kippe. Und hörte Kläffen. Dieses aufdringlich-ungeduldig-fordernde Kläffen des Terriators, wenn er kurz vorm Geduldsfadenriss steht. Man saß auf dem Stuhl und begehrte die medizinische Versorgung seiner Augen. Jetzt. Sofort.
Der Tag konnte ja heiter werden.
Und so kam es auch. Was auch immer anstand, Bruno machte auf sauertöpfischen Murrkopf. Man saß mit diesem typischen Rotzblick auf dem Stuhl und beobachtete alles.
An solchen Tagen ist er mir ja ähnlich sympathisch wie behelmte, liegefahrradfahrende Pädagogik- und Religionslehrer meiner Schulzeit mit Müsli und dem obligatorischen Porreegestrüpp im Jutebeutel. 

Und dann, wenn er abends merkt, dass das irgendwie doof ist. Wenn er eigentlich viel lieber aufs Sofa möchte als mürrisch auf dem Sessel zu sitzen, ja dann ist es rührend zu sehen, wie er vorsichtig ankommt. Ohne das Gesicht zu verlieren.
Dann sag ich meinem Schnubbibubbi, dass er der Beste ist und ich heute wahrscheinlich nur gestresst war. Dass er keinesfalls blöd, griesgrämig und mit quersitzendem Furz unterwegs war, alle anderen das nur falsch gedeutet haben.
Dann ist seine (und meine) Welt wieder in Ordnung.
Und wir freuen uns beide, dass morgen Wochenende ist und Cher Pause hat.