Helikopterfrauchen … oder: warum zu Hause Ungemach droht


Die Ostertage sind vorbei.

Zeit mit der Familie (und dazu zählen Herr Terrier und Fräulein Vizsla ausdrücklich!) verbracht und vor allem Renovierungshelfer gewesen. Streichen, Möbel aufbauen, Putzen… was halt so anfällt.

Wie immer an solch freien Tagen ist auch mehr Zeit, mal wieder etwas genauer hinzuschauen (oder besser gesagt zu hören), wie die familiäre Kommunikation abläuft.

Mein persönliches Unwort fiel häufiger: HELIKOPTERFRAUCHEN:

Äh, bitte?

Wenn es ganz arg kommt, sagt der beste aller Ehemänner „Helikoptermama“. Ich könnte ausflippen.

Gerne behauptet er ja in diesem Zusammenhang, er könne sich beim Renovieren die halbe Hand abhacken und ich würde ihm bestenfalls ein Pflaster reichen. Müsste aber einer der Hunde nur niesen, würde ich den Rettungshubschrauber rufen.

Also, bitte… so ist es ja nun wirklich nicht.

Ich mache mir einfach nur Gedanken um die Hunde. Für Captain Dreibein gibt es - abgesehen von dem verschriebenen Arsenal an Medikamenten - regelmäßig Grünlippmuschelpulver (gibt es eine solche Muschel eigentlich wirklich?) in den Napf. Sein Futter hat Zutaten, von denen ich bestenfalls mal im Gourmetmagazin im Wartezimmer meines Hausarztes gelesen habe und natürlich bestehen seine Snacks nur aus reinem Fleisch und sind glutenfrei.

Auch mein wunderschönes Bernsteinauge steht diesbezüglich unter Beobachtung. Bilde ich mir ein, dass ihr seidiges Fell mal ein wenig weniger glänzt als sonst, werden Öle (innerlich und äußerlich) verabreicht, die mir meine eigene Friseurin wahrscheinlich sehr viel dringender ans Herz legen würde.

Gern genommene Anlässe für den Göttergatten, mal ein wenig die Augenbrauen zu heben. Und zu fragen, ob Christoph II schon gelandet ist.

Ganz arg wird es dann draußen.

Wir wohnen ländlich. Ein Paradies für Hunde. Mit vielen Gebieten, die ein beliebter Treffpunkt für Hundehalter sind. Seen, Wälder, weitläufige Feld- und Wiesenwege.

Mein Mann würde sagen: ein beliebter Landeplatz für Helikopterfrauchen.

Zugegeben: den Gesprächen dort lausche ich gerne.

Absolutes No-Go ist ein Satz wie „gestern hat es ja so geregnet. Da haben wir FROLIC-Suchspiele gemacht“.

Oh ha… Frolic… Kein geeigneter Smalltalk für die Hundewiese.

Auch immer gern genommen: „der Balu turnt gerade auf den Strohballen rum“… Dieser Hund wird fortan nicht mehr mitspielen dürfen.

Vor allem bei den Gesprächen über die frühprägende Welpenerziehung bin ich raus. Bei einigen Hunden könnte man meinen, sie spielten drei Instrumente und beherrschten die Grundkommandos in fünf Sprachen. DAS ist für mich Helikopter!

Aber so bin ich nicht!!

Ich werde höchstens mal nervös, wenn ich meine Hunde in Gefahr sehe. Also in wirklicher Gefahr! Häufig am Strand… alle Hunde frei.

Toben, sämtliche Größen durcheinander… ich willige ein. Leicht beunruhigt, aber man will ja nicht spießig sein.

Nach 1,5 Minuten ergreift mich regelmäßig mütterliche Panik. Ich bin mir sicher, dass das Quieken vorhin mein braunes Reh war (das Knurren aber auf gar keinen Fall der kleine Satan!!). Jetzt gehe ich in den Kampfhubschraubermodus über!

Meine beiden Schätze werden abgerufen. Das Zimtnäschen kommt sofort. Wie immer.

Der Terriator braucht einen Schrei, von dem ich mir einbilde, dass selbst Psycho´s Norman Bates gekommen wäre.

Der beste aller Ehemänner wähnt sich in einer Militärkaserne von Anno Tobak, ich hingegen meine, der Ton war gerade angemessen. Vielleicht sogar lebensrettend. Um mir keinen Spruch einzufangen, untersuche ich die Hunde wie beiläufig auf schwere Verletzungen.

Puh. Gerade gutgegangen.

Und dann kommt es wieder: dieses Gespräch zwischen Mann und den Hunden. Über mich. Wie er sie „beruhigt“, dass sie ja eine Helikoptermama (grrrrr!) haben. Dass ihnen nie etwas passieren wird!

Aber es geht auch anders rum!

Es gibt dieses eine Wort, das bei den meisten Herrchen ebenso Unbehagen hervorruft, wie es Ärger in jeder einschlägigen Facebookgruppe bringt: Kastration!

Herr Terrier ist kastriert. Es ging kein Weg daran vorbei.

Und als der kleine Spinner nach dem folgenschweren Schnitt durch die beste Tierärztin aller Zeiten mit Trichter auf dem Sofa lag, durfte ich (unbemerkt) lauschen, wie Göttergatte zu Terriator sagt: „ach Bruno, da geht man nur mal kurz spazieren, wacht auf dem Sofa wieder auf… und was ist? Man hat keine Eier mehr!“

Da war er, mein innerer Reichsparteitag.

Dieser säuselnde Ton. Dieses Mitleid.

Helikopterherrchen!