Herr Terrier und ich hatten Redebedarf.
Konkret: ICH hatte Redebedarf. Wir mussten da mal was klären.
Ihr alle hier wisst, dass mich grundsätzlich eine latente Sorge um den kleinen Terroristen umtreibt. Geht es ihm gut? Schlagen die Medikamente an? Frisst er? Spuckt er? Tun ihm die Gräten weh? Was macht sein Augendruck? …
Natürlich bin ich weit davon entfernt - und das kann ich nicht oft genug betonen - ein Helikopterfrauchen zu sein, wie es der beste aller Ehemänner ja gerne mal behauptet! Ganz weit.
Aber irgendwas ist ja immer mit Bruno. Gerade in den letzten Tagen ist es wieder extrem schwierig, morgens Futter (und damit auch sein Pülverchen) in ihn reinzubekommen.
Ich meine ja auch beobachtet zu haben, dass er wieder mehr mit dem Kopf auf dem Teppich rumschubbert, was mich ja gleich am liebsten einen Termin ausmachen lässt bei seiner Augenärztin. Und ich finde, dass er vermehrt das Dreibein macht…
Während ich hier schreibe, sehe ich vor meinem inneren Auge, wie der Herr des Hauses die Augen nach oben dreht. Aber, ich schwöre, so war es mit Brunhildchen!
Leider musste ich feststellen, dass der kleine Saubock gerade extrem ausprobiert, wie weit er gehen kann.
Beispiele gefällig?
Die letzten Abende wollte er partout vor dem Schlafengehen nicht rausgehen. Man rollte sich klein auf dem Sofa ein und machte keine Anstalten, mit dem Rest der Familie nochmal kurz in den Garten zu gehen. Während Göttergatte meinte, ich sollte den Satan einfach von der Couch ziehen, er hätte schließlich keinen Bock, mitten in der Nacht rausgeklingelt zu werden, bin ich gleich in den „oh-Gott-was-hat-er-denn-Modus" verfallen. Säuseln, bitten, raustragen… das volle Programm. Der Hinweis „es hat auch Beine“ kam bei mir nur mäßig gut an!
Und dann ist er mir in den Rücken gefallen… also der Terrier! Dieser kleine Verräter! Ich war bereit, ihn einfach liegenzulassen, es ihm nicht unbequem zu machen. Wenn es dem Schätzchen doch nicht gut geht…
Und was macht er? Mit dem Geräusch der schließenden Tür sprang man auf. Kläffte, machte dieses öng-öng-Geräusch und begehrte Auslass! Vehement!
Blödes Vieh! Man will also gebeten werden. Getragen.
Er guckte mich an, als wollte er sagen „was ist? Soll ich dir heute nicht den Gefallen tun und pinkeln gehen?“… um dann Sturzbäche zu strullen.
Ich war so sauer.
Nicht so sauer wie bei der Ankündigung der Industrie im letzten Herbst, künftig kleinere Tiefkühlpizzen mit weniger Salz und Fett zu produzieren (wo bleibt da das Vergnügen, sich ungehemmt ungesund zu ernähren?) oder gar der Androhung von generellen Tempolimits (130… würd ich ja gerne auf der A1, wenn´s da nicht immer so voll wäre!).
Aber schon ziemlich sauer! Wie stand ich denn jetzt da mit meinem Gesäusel? Auslachen lassen musste ich mich!
Nicht viel anders verhielt es sich morgens!
Dauert die Zubereitung des Terriator-Frühstücks ja eh schon ungleich länger als die des Zimtnäschens, wurde es in den letzten Tagen wirklich zeitaufwändig, etwas vor meinem Start ins Büro in den kleinen Wurm reinzubekommen.
Ich zerfloss vor Mitgefühl. Sah schon förmlich die Magensäure aus ihm heraussprudeln. Kein Pulverschutz seiner zerfledderten Magenschleimhaut… ja, ich war kurz davor Christoph II zu rufen. Noch im feinen Hosenanzug bin ich mit seinem Tellerchen hinter ihm hergelaufen und hab auch vor Handfütterung mit dieser fiesen Pampe nicht zurückgeschreckt. Ich bete, dass mir in den letzten Tagen kein Putenherz am Revers klebte! Aber es war nichts zu machen. Er wendete den Kopf ab, schnupperte nicht mal. Und ich bildete mir ein, ihm sei schrecklich elend. Warum sonst sollte mein Schnubbibubbi von mir nichts nehmen? Von mir? Der Sorge in Person!
Ganz einfach! Weil er ein Saubock ist. Ein sturer Ochse. Der beste aller Ehemänner hat Recht!
Da hatte ich es heute Morgen recht eilig und wusste sicher, dass Göttergatte kurz nach meiner Abfahrt noch die Gelegenheit hat, den kleinen Terroristen zu füttern. Also meinte ich, es ausnahmsweise wagen zu können, Bruno den Teller zwar anzubieten, es aber nicht mit aller Gewalt zu versuchen. Ich musste los. Konnte also auch nicht wie ein Butler hinter ihm her, um am Bett zu servieren. Nein, ich habe es gewagt, seine Portion einfach wieder in die Küche zu stellen. Und er hat mich dabei beobachtet.
Noch während ich zu Mantel und Autoschlüssel griff, gefror im Haus die Hölle.
Der Meister wurde ungehalten. Versperrte mir den Weg. Rannte in die Küche, um laut, schrill und anhaltend an der Stelle rumzukeifen, an der sein Teller auf der Arbeitsplatte stand!
Aha… so läuft das also.
Auch hier gilt anscheinend „bitte mich, trag es mir hinterher, sei mein Diener“!
So nicht, mein Freund. Was glaubst du, wer du bist? Nur dem Namen nach ein Earl… bei uns zu Hause zieht das jetzt nicht mehr! Ich fall auf dich nicht mehr rein! Ich bin ernsthaft fassungslos! Lasse ich mich tagelang terrorisieren, hofiere einen Hund mit Wühltisch-DNA als wäre er der Kaiser von China!
Damit ist jetzt Schluss! Ich lass mich nicht mehr verar…
Oh, Moment… eine WhatsApp… ich muss kurz gucken, ob mit Brunilein alles in Ordnung ist…
Euch allen einen entspannten Abend! Lasst euch nicht terrorisieren