Mein kleiner Mäuseflüsterer
Ich mag Tiere. Wirklich.
Aber musste die halbe Fauna des Münsterlandes in unseren Garten umziehen?
Als wenn es nicht genug wäre, dass ich jeden Morgen unsere Terrasse von Fasanen vollgekackt vorfinde (NEIN, entgegen aller Gerüchte sterben die Viecher nicht aus! Die wohnen nur jetzt alle bei uns!), fühlen sich seit einer knappen Woche gefühlt alle Wühlmäuse der westlichen Hemisphäre ausgerechnet in unseren Anlagen wohl.
Es ist ein Desaster.
Ein Gang über unseren völlig unterwanderten Rasen birgt inzwischen mehr Stolperfallen als einst die Showtreppe für den nicht mehr ganz nüchternen Harald Juhnke. Korbstühle kippen weg (samt bestem aller Ehemänner) weil Stuhlbeine fast bis zum Mittelpunkt der Erde einsacken, der Blick aufs Beet ist versperrt von Erdhügeln, wie sie eine ganze Maulwurfherde auch nicht besser hätte aufwerfen können.
Der G20 Gipfel in Hamburg war ein Scheiß gegen die Verwüstungen, die diese an sich ja recht niedlichen Tiere gerade bei uns anrichten.
Auch wenn Hundebesitzer eigentlich recht selten einen englischen Zierrasen ihr eigen nennen können… schön ist das momentan nicht.
Nun ist es ja so, dass ich sowohl mit Herrn Terrier wie auch mit Fräulein Vizsla durchaus jagdbegabte Mitbewohner habe.
Wer sich einen handelsüblichen Hund dieser Rasse ins Haus holt, weiß ja eigentlich um ihre Leidenschaft, andere Vierbeiner zu jagen.
Handelsüblich… da liegt jetzt wieder das Problem. Wieder überrascht mich mein kleiner Spinner. Der, der sonst alles grummelnd auf die Gänge bringt, was sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen kann, mutiert zum Mäuseversteher.
Kaum geht die Terrassentür auf, rennt er an die einschlägig verdächtigen Stellen im Garten und… macht nichts!
Ist er im Haus noch so aufgeregt wie es die meisten der RTL-Dchungelcampbewohner nicht schlimmer sein könnten beim Blick auf ihre Kontoauszüge, ist er auf dem Rasen plötzlich ganz ruhig.
Geradezu andächtig steht er über den (von uns vermuteten) Gängen der Mäuse und lauscht.
Was auch immer er da hört, er muss nicht buddeln, er muss nicht kratzen, er muss auch nicht knurren oder gar hysterisch werden.
Er steht einfach nur da und legt sein Köpfchen schräg. Von links nach rechts. Und umgekehrt. Als wollte er das Ohr auf den Boden legen. Zwischendurch geht er, mit vorsichtigen Schritten und wie auf Samtpfoten, einen halben Meter weiter.
Ich kann nur vermuten, ob die Mäusegang sich dann gerade in diese Richtung weiterbewegt hat.
Worüber ich aber vor allem nur Vermutungen anstellen kann, ist, was er wohl macht, sollte es ein ganz besonders vorwitziger Vertreter der kleinen Nager und Wühler mal wagen, seinen Kopf aus einem seiner Tunnel zu stecken?
Ganz ehrlich: ich weiß es nicht.
Hätte ich noch vor ein paar Tagen ein durchaus größeres Sümmchen darauf gesetzt, dass Bruno das arme Tier entweder zu Tode erschreckt durch seine grimmigen Grimassen oder es sofort schnappt und wahlweise bewusstlos schüttelt oder gleich kaputtbeißt, bin ich mir da heute nicht mehr so ganz sicher.
Mich würde nicht wundern, wenn der kleine Satan dem armen Tier etwas zu trinken reicht gegen den vielen Sand im Hals. Oder ihm ein Handtuch bringt , weil es beim Wässern des Rasens nassgeworden ist.
Oder vielleicht zu Neele ins Bett legt, damit sich Mutter Teresa weiter darum kümmert.
Er ist und bleibt einfach unberechenbar… manchmal eben auch auf eine ganz entzückende Art und Weise