Danke für´s Daumendrücken!
Es war wieder so weit.
Herr Terrier hatte seinen halbjährlichen Termin zur Kontrolle seiner Augen in der Klinik unseres Vertrauens.
Für mich bedeutete das wie immer vor allem eins: Angst!
Angst vor schlechten Werten bei der Messung des Augeninnendrucks. Angst davor, dass die Linse nicht mehr da sitzt, wo sie sitzen sollte. Angst vor dem Satz, dass Brunos Erblindung näher rückt.
Diesmal war es schlimmer als sonst, hatte das Kerlchen doch in den letzten Tagen extreme Probleme, die Augen morgens zu öffnen und er blinzelte extrem viel.
Aber… drücken gilt nicht. Hin!
Schon zu Hause übertrug sich wahrscheinlich meine Nervosität auf ihn. Der Earl musste quieken beim Anlegen des Geschirrs.
Das Bernsteinauge litt mit. Selbst feinstes Kaninchenfleisch lag unbeachtet auf dem Boden. Und wer sie kennt weiß, was das heißt! Madame lauschte an der Tür, als hätte sie Sorge, dass wir Bruno killen.Im Auto wurde der Meister zunehmend zappeliger. Der Höhepunkt war erreicht, als wir vor der Klinik parkten. Schon beim Aussteigen kündigte er sich in einer Lautstärke an, die einem Rauchmelder zur Ehre gereicht hätte. Die immer freundlichen Damen an der Rezeption mussten lachen. Ihre Versicherung, dass es keinesfalls uns galt, kam nur mäßig glaubwürdig rüber. Üblicherweise warten wir in einem extra Räumchen vor dem eigentlichen Wartezimmer. Wobei Wartezimmer hier die Untertreibung des Jahres ist. Viel lieber würde ich dort sitzen und mir in diesem schönen Ambiente die unterschiedlichsten Tiere aus allen Regionen des Landes angucken. Aber natürlich undenkbar mit einem Hund, der sich schon wieder auf den Planeten „Hysteria“ geschossen hatte.Wir kamen unfassbar schnell dran. In meine Freude darüber mischte sich kurz der Gedanke, ob wir nur möglichst fix die heiligen Hallen wieder verlassen sollten. Das wurde lachend abgetan. Na gut, dann eben nicht. Es war nett wie immer hier.
Noch nicht ganz im Behandlungsraum wurde der Großmeister cool. Als müsse er „seiner“ Ärztin beweisen, dass er ein ganz lässiger ist. Er mag sie. Kein Knurren, kein Fletschen. Und sie darf ihm nahe kommen. Unvorstellbar nahe. Ich bin immer wieder erstaunt.
Der Terriator ertrug alle Untersuchungen mit diesen merkwürdigen Gerätschaften mit einer Geduld, die mich wirklich immer wieder überrascht. Selbst bei den kleinen Papierstreifen, die eine Minute im Auge bleiben mussten, rief er nicht gleich den Katastrophenfall aus.
Bedenkt man, dass er auf jedem Campingplatz allen klarmacht, wo seine Parzelle beginnt und er eine Überschreitung dieser Grenzen mit allen ihm zur Verfügung stehenden – nicht legalen - Mitteln ahndet, grenzt es an ein Wunder, dass diese wunderbare Ärztin geradezu näseln darf mit ihm.
Die Ergebnisse waren gut. Für seine Verhältnisse gut. Leider ein weiteres Medikament in den nächsten Wochen gegen trockene Augen, aber das spielt bei seiner ohnehin schon vorhandenen Goldcard in der Apotheke und der Dreiviertelstunde, die ich morgens nur für ihn einplane, nun wirklich keine große Rolle mehr.
Mir fiel ein Fels vom Herzen, hatte ich ihn doch schon wieder mit dem weißen Stock gesehen.
Und als hätte er gemerkt, dass die Anspannung abgefallen war, interessierte er sich auch schon wieder für das, was ihn immer interessierte: ein Plüschhund in dem Zimmer.
Ob es unbedingt der sein musste, der so aussah, wie ich mir Bruno in meinen bittersten Träumen vorstelle, lassen wir mal dahingestellt sein.Seine Welt war wieder in Ordnung. Und meine damit auch.
Bis zum nächsten Mal, Tiergesundheitszentrum Grußendorf vielen Dank!